Noten stellen ein sehr reduziertes System zur Beurteilung von Leistungen vor allem in der Schule und im Studium dar. Sie sollten nie dazu führen, dass du an deiner eigenen Leistungsfähigkeit zweifelst oder dich längerfristig ärgerst. Dennoch sind Noten der Maßstab, der über den weiteren schulischen und eventuell auch beruflichen Weg entscheiden kann. Deshalb kann es durchaus lohnenswert sein, sich darüber Gedanken zu machen, wie man bessere Noten bekommen kann.
Natürlich gibt es viele Faktoren, die in eine Note einfließen, bis hin zu persönlicher Sympathie. Einige davon wirst du nicht ändern können, aber es gibt keinen Sinn sich an diesen Aspekten festzubeißen, denn du hast auf alle Fälle genug Handlungsspielraum, um deine Noten aus eigener Kraft zu verbessern. Wenn du bereit bist, selbst etwas zu tun, sind die folgenden Tipps für dich.
Motivation erkennen
In einem allerersten Schritt solltest du dir Gedanken über deine Motivation machen. Wieso möchtest du bessere Noten schreiben? Möchtest du wirklich selbst bessere Noten haben oder ist das mehr eine Anforderung aus dem Außen, z.B von deinen Eltern? Am besten schreibst du dir wirklich auf, was deine Gründe sind, bessere Noten haben zu wollen. Geh dabei auch gern etwas in die Tiefe.
So kann es sein, dass du vermeiden möchtest, das Schuljahr wiederholen zu müssen. Wenn das deine primäre Motivation ist, überlege dir, warum dir das so wichtig ist. Geht es dir hauptsächlich um dein soziales Umfeld? Oder hast du Angst vor dem Ärger, den du vielleicht bekommen würdest? Oder gibt es ein bestimmtest Fach oder einen bestimmten Lehrer, den du unbedingt loswerden möchtest?
Vielleicht sind dein Noten aber auch gar nicht so schlecht, dass du Gefahr läufst durchzufallen. Und deine Motivation bessere Noten schreiben zu wollen, kommt ganz woanders her. Vielleicht benötigst du einen besonders guten Abschluss für deinen Wunschstudiengang oder für einen speziellen Arbeitgeber. Vielleicht geht es dir einfach um den Vergleich mit deiner Schwester, die schon immer bessere Noten hatte.
Es gibt keine richtigen oder falschen Motive, um bessere Noten zu schreiben, es gibt nur schwache und starke Motive. Idealerweise solltest du mindestens ein starkes Motiv finden, das dich gut genug antreibt, dass du wirklich etwas an deinem Verhalten ändern möchtest. Auf Basis deiner persönlichen Motivation, sollte es dir dann ein Leichtes sein, konkrete Ziele zu formulieren.
Ziele setzen
Die Aussage “ich möchte bessere Noten haben” ist erstmal nur ein Wunsch, aber weder ist klar, was das konkret bedeutet, noch wie es umzusetzen ist. Um aus diesem Wunsch ein Ziel zu machen, musst du spezifizieren, was du erreichen möchtest. Geht es um alle Noten oder nur um eine oder zwei spezielle Fächer? Meinst du eine konkrete Prüfung, die schriftlichen Arbeiten oder vielleicht die Ausfragenoten? Und was bedeutet “besser” für dich? Welche Note möchtest du tatsächlich erreichen?
Ein solch konkretes Ziel könnte z.B. lauten: “Ich möchte in der nächsten Französischklassenarbeit mindestens ein drei schreiben” oder “ich möchte alle Hauptfächer um eine Notenstufe verbessern”. Dann solltest du dir bewusst machen, bis wann du dieses Ziel erreicht haben willst. “In der nächsten Klassenarbeit” ist ein klarer Termin, aber bis wann sollen alle Hauptfächer eine Notenstufe besser sein? In den nächsten Prüfungen bereits? Im Jahreszeugnis? Oder erst nächstes Schuljahr?
Achte darauf, dein Ziel positiv zu formulieren, also statt “ich möchte keine fünf mehr auf dem Zeugnis stehen haben” lieber “ich möchte in jedem Fach mindestens ein vier erreichen”. Versuche möglichst nur “hin-zu-Ziele” zu haben, keine “weg-von-Ziele”. Und schließlich überprüfe, ob deine Ziele überhaupt realistisch sind. Natürlich dürfen sie herausfordernd sein, wenn dich das anspornt, gleichzeitig solltest du sie aber auch für machbar halten.
Überblick über den Stoff verschaffen
Im nächsten Schritt geht es darum, dir zu überlegen, wie du dein Ziel tatsächlich erreichen kannst. Es geht nun darum, einen Überblick zu bekommen und zu identifizieren, was die Ursachen für deine schlechten Noten sind und wo du Lücken hast, inhaltlich oder methodisch. Hierfür benötigst du nun deine Unterrichtsmaterialien, die Rückmeldungen zu deinen Prüfungen, mögliche Lernziele und das alles möglichst nicht nur aus dem aktuellen Schuljahr oder Semester, sondern auch aus vorangegangenen.
Strukturiere jedes Fach, in dem du dich verbessern möchtest, in seine großen Themenbereiche und diese wiederum in Unterthemen. Geh all deine Unterlagen und Mitschriften durch und überprüfe, ob du alles hast, was dazugehört. Wenn dir etwas fehlt, ergänze dies, indem du dir diese Unterlagen über Lehrer/innen oder Mitschüler/innen bzw Kommiliton/innen besorgst und kopierst oder abschreibst.
Nun klassifiziere die Inhalte danach, wie gut du sie beherrschst. Wo hast du Lücken? Was sitzt so gut, dass du es sofort abhaken kannst? Lücken und Schwierigkeiten beim aktuellen Stoff kannst du mindestens teilweise über aktive Teilnahme am Unterricht und durch gezielte Nachfragen schließen. Alles andere wirst du dir selbsttätig aneignen müssen.
Lernplan aufstellen
Wenn du nun also weißt, wo du Lücken hast und welchen Stoff du nacharbeiten solltest, um deinem Ziel näher zu kommen, dann bist du so weit, dir einen Lernplan zu machen. Ja, das ist alles eine Menge Arbeit und Zeitaufwand, aber es lohnt sich, weil du in der Folge zielgerichteter und effektiver lernen kannst.
Wie sollte nun so ein Lernplan aussehen? In allererste Linie so, dass du damit arbeiten kannst und er für dich umsetzbar ist. Das heißt, ein Lernplan kann tabellarisch angelegt sein oder als Mindmap, er kann auf einem großen Plakat an der Wand hängen, in einem Notizbuch niedergelegt sein, digital oder auf Papier, oder er kann in deine KalenderApp eingepflegt sein. Wer Erfahrung damit hat, kann auch gut ein Trello-Board zur Lernplanung anlegen.
Wichtig ist, dass du deinen Lernstoff strukturiert und in eine Reihenfolge gebracht hast. Fange bei der Lernplanung am besten von hinten an, also ausgehend von der Prüfung, auf die du lernen möchtest, nicht ausgehend von heute. Lege dann einen Termin fest, an dem du mit dem Lernen anfangen möchtest und berücksichtige alle Zeiten, zu denen du nicht lernen kannst oder willst. Plane Zeiten ein für Wiederholungen und überfrachte deinen Plan nicht.
Lernumfeld gestalten
Jetzt ist eigentlich alles da, dass du mit dem Lernen anfangen kannst. Dieser fünfte Tipp soll dich auch keinesfalls davon abhalte, wenn du genau das tun willst. Du kannst dir dennoch das Lernen noch etwas einfacher und vor allem angenehmer machen, wenn du dein Lernumfeld vorab oder auch im Verlauf bewusst gestaltest bzw. auswählst.
Wo willst du deine Lernaufgaben erledigen? Zuhause am Schreibtisch? Sicherlich eine naheliegende Option, aber keinesfalls die einzig mögliche. Wenn du den Schreibtisch wählst, sorge dafür, dass du dort alles parat hast, was du benötigst, dass deine Materialien ordentlich genug sind, dass du dich ohne Aufwand zurechtfindest und dass vor allem auch nichts sich dort befindet, das dich vom Lernen abhält.
Möglicherweise bietet sich für dich aber ein anderer Ort eher an, vor allem dann, wenn du zuhause keine Ruhe hast oder dich zu stark ablenken lässt. Vielleicht gehst du zum Lernen lieber in eine Bücherei, ein gemütliches Café oder ein Co-Working. Was es auch ist, plane deine Aufenthalte so, dass du die angestrebte Zeit auch wirklich dort bleiben kannst, alles Nötige dabei hast und ungestört arbeiten kannst.
Lernroutinen entwickeln
Lernen will gelernt werden oder zumindest geübt. Dafür benötigt es eine gewisse Regelmäßigkeit und Beständigkeit. Erwarte also nicht von dir, dass du von Anfang an stundenlang konzentriert sitzen und den Stoff aufnehmen kannst, zu dem du bislang auch noch keinen Zugang gefunden hattest. Das soll dich aber nicht dazu verleiten aufzugeben.
Nimm dir stattdessen kleine Portionen und Zeiteinheiten vor. Lerne lieber jeden Tag 20 Minuten Französischvokabeln als einen Tag zwei Stunden lang, Mit der Regelmäßigkeit kommt dann auch die Routine und früher oder später kannst du auch zwei-, drei oder viermal 20 Minuten lang Vokabeln lernen.
Eine ganz tolle Methode, um sich an klar begrenzte Zeiteinheiten zu gewöhnen, ist Pomodoro, Das besondere hier ist, dass du einen gut sichtbaren Timer mitlaufen lässt. Die ablaufende Zeit motiviert sie dich, weil klar ist, dass eine Einheit schnell vorbei ist. Nach jeder Einheit gibt es dann eine kurze Pause, die gleichermaßen wichtig ist.
Abwechslung nutzen
Beständigkeit und Regelmäßigkeit führen zu hilfreichen Routinen, die dir das Lernen leichter machen. Aber auch eine gewisse Abwechslung kann dich unterstützen. So kann es sehr sinnvoll sein, nicht den ganzen Tag Mathe zu lernen, sondern verschiedene Fächer abzuwechseln. Natürlich sollst du dabei nicht ständig hin und her springen, sondern erste einen Abschnitt für das eine Fach, dann einen weitern Abschnitt für das nächste Fach reservieren.
Neben Fächern und Inhalten kannst du auch bei den Methoden abwechseln. Wenn du z.B. erst einen Text gelesen hast, kannst du dann vielleicht eine schriftlichliche Zusammenfassung erstellen oder mündlich wiedergeben, was du behalten hast. Auch bietet es sich an, erst einen bestimmten Inhalt zu erarbeiten und dann Aufgaben dazu zu machen.
Mit einem Wechsel der Fächer oder Methoden darf auch gern ein Ortswechsel einhergehen. Kaum jemand lernt gut, wenn er den ganzen Tag auf dem gleichen Stuhl sitzt. Also warum nicht vormittags in der Bücherei lernen und nachmittags am eigenen Schreibtisch oder bei einem ausgiebigen Waldspaziergang z.B. Vokabeln wiederholen.
Inhalte aufschreiben
Wir behalten neue Inhalte am allerbesten, wenn wir sie uns selbst erarbeiten und dadurch in Zusammenhang mit bereits bekanntem Wissen setzen können. Nur ein Video zu Thema sehen oder einen Text lesen, ist also nicht die beste Herangehensweise, wenn auch häufig die schnellste und scheinbar einfachste.
Sehr viel mehr bringt es uns, wenn wir zu Texten und Videos eigene Zusammenfassungen erstellen, das Wichtigste exzerpieren, also herausschreiben, und in eine sinnvolle Reihenfolge bringen. Besonders gut behalten wir das Geschriebene, wenn wir solche Texte mit Hand schreiben. Andererseits sind digitale Notizen häufig besser zu strukturieren und zu lesen. Die Vorteile beider Methoden kombinieren wir gekonnt mit der Handschriftenerkennung auf dem Tablet…
Neben den ausführlichen Exzerpten kann es für viele Themen hilfreich sein, auch Karteikarten oder Spickzettel (Lernzettel) zu schreiben. Nicht um sie in der Prüfung zu verwenden, sondern um zu überprüfen, ob du ein Thema wirklich verstanden hast. Denn wer es schafft, ein Thema kurz und knapp, dabei verständlich zusammenzufassen, der weiß worüber er schreibt.
Lerngruppen bilden
Noch vielseitiger, abwechslungsreicher und effektiver kann das Lernen gelingen, wenn man sich die Inhalte gemeinsam in einer Lerngruppe erarbeitet, gegenseitig präsentiert, probt und abfragt. Von einer guten Lerngruppe kann tatsächlich jeder profitieren, unabhängig von Lernstil, Lerngeschwindigkeit oder Persönlichkeitsstruktur.
Keine andere Methode bietet so viel Mehrwert und so viele Chancen wie das Lernen in der Gruppe. Wenn das Niveau sehr ähnlich ist, kann man sich durch spannenden Fragen anregen weiter zu denken. Bei sehr unterschiedlichem Lernniveau, können die Starken ihre methodischen Fähigkeiten optimieren und die Schwachen können Inhalte begreifen, die ihnen vorher verschlossen blieben.
Bei all den Vorzügen, bergen Lerngruppen jedoch auch viel Potenzial belastend und schädlich zu werden. Das ist z.B. dann der Fall, wenn man sich gegenseitig eher in einen Panikmodus versetzt anstatt sich der Themen gemeinsam anzunehmen. Oder wenn die Gruppenmitglieder die Zeit nicht zum Lernen sondern lieber zum Socializen, Quatschen oder Feiern nutzen wollen.
Unterstützung suchen
Natürlich muss es auch keine Gruppe sein, mit der man zusammen lernt. Ebenso hilfreich kann ein einzelner Accountabilitypartner sein. Das ist jemand, dem du regelmäßig Rechenschaft ablegst über deinen Lernfortschritt, freiwillig versteht sich. Diese Person muss selbst gar nicht unbedingt viel Ahnung von aktuellen Lernstoff haben. Ein Accountabilitypartner muss nur bereit sein, dir zur Seite stehen und dich immer wieder zu erinnern, was du schaffen wolltest.
Aber auch anderer Formen der Unterstützung sind denkbar. Wenn du ganz klar umrissene Lücken in einzelnen Fächern hast, z.B. weil du eine Weile krank warst, dann kann es Sinn machen, diese Lücken zusammen mit einer Nachhilfelehrerin aufzuarbeiten und zu schließen. Länger als ein paar Wochen oder wenige Monate sollte das nicht dauern, also keinesfalls zum Normalfall werden.
In vielen Fällen ist sicherlich die Begleitung durch einen Lerncoach nützlicher, da es hier nicht um ein Nacharbeiten geht, sondern um ein Stärken deiner Ressourcen und deiner Potenziale für jetzt und die Zukunft. Ein Lerncoaching kann dir helfen, all die hilfreichen Methoden und Routinen, die du jetzt kennst, einfacher und schneller umzusetzen.
Aber auch wenn du nicht alle Tipps umsetzt oder das nicht kontinuierlich tust, hast du nun genug Wissen an der Hand, um deine nächsten Lernvorhaben zu meistern und bessere Noten zu schreiben.