Titel - Wie kann ich mein Kind auf den Probeunterricht vorbereiten; Inhalt: Kinder in einer Prüfung

Wie bereite ich mein Kind auf den Probeunterricht vor

Der Notenschnitt im Übertrittszeugnis reicht nicht fürs Gymnasium oder die Realschule? Nun stehst du vor der Entscheidung, dein Kind zum Probeunterricht anzumelden, bist dir aber unsicher, ob das wirklich richtig ist und wie du dein Kind darauf vorbereiten kannst? In diesem Blogartikel erfährst du, was der Probeunterricht überhaupt ist und wie er abläuft. Außerdem versuchen wir dir eine solide Entscheidungsgrundlage zu geben und zeigen auf, wie es nach dem Probeunterricht weitergeht.

Was ist der Probeunterricht überhaupt?

Welchen Schultyp soll das Kind besuchen? Während in anderen Bundesländern das eine Entscheidung ist, die man den Eltern überlässt, gibt es dafür in Bayern die “verbindliche Lehrerempfehlung”. Diese lässt sich zurückführen auf die Noten im Übertrittszeugnis der 4. Klasse. Beträgt der Durchschnitt der Noten in den drei Hauptfächern mindestens 2,3 dann erhält das Kind eine Gymnasialempfehlung, bis 2,6 eine Realschulempfehlung und darunter kommt nur die Mittelschule in Frage.

Wer sich dieser Empfehlung nicht fügen möchte, kann sein Kind dennoch an einer Schule anmelden, für die es nicht die Aufnahmekriterien erfüllt. Damit ist das Kind dann automatisch auch für den Probeunterricht angemeldet und wird hierzu von der Schule eingeladen. Beim Probeunterricht handelt es sich um eine dreitägige mündliche und schriftliche Aufnahmeprüfung in den Fächern Deutsch und Mathe. Diese Prüfung findet kurz nach der Anmeldezeit an den weiterführenden Schulen statt, in aller Regel an der Schule, an der das Kind angemeldet wurde.

Wie läuft der Probeunterricht ab?

Dienstag, Mittwoch und Freitag innerhalb einer Woche Mitte bis Ende Mai, das sind meist die Tage für den Probeunterricht. Dieser findet zur gleichen Zeit an allen Gymnasien und Realschulen in Bayern statt. Dennoch ist es möglich einen Nachtermin zu bekommen, wenn man z.B. erkrankt war. Dieser findet dann in aller Regel gegen Ende der Sommerferien statt. Auch ist es möglich im Mai den Probeunterricht an einem Gymnasium zu machen und im Falle des Nichtbestehens im September nochmal an einer Realschule anzutreten.

An den ersten beiden Tagen finden jeweils eine schriftliche Matheprüfung und eine schriftliche Deutschprüfung statt, also vier Prüfungen insgesamt. Jede der Prüfungen wird mit Gespräche und Einführungen durch ein paar Lehrer:innen der durchführenden Schule begleitet. Die Prüfungen selbst sind bayernweit einheitlich und werden zentral erstellt. Am dritten Tag, am Freitag, folgen dann noch die mündlichen Prüfungen, die in vielen Schulen dann tatsächlich einer Art Unterricht ähneln. Die Ergebnisse werden den Eltern meist wenige Tage später schriftlich mitgeteilt.

Wofür ist der Probeunterricht gut?

Der Probeunterricht ist in Bayern die einzige Möglichkeit, das Kind ab der fünften Klasse eine Schule besuchen zu lassen, für die es keine Empfehlung bekommen hat, also die Noten nicht gut genug waren. Es ist das, was am nächsten an eine Elternentscheidung herankommt. Denn wenn das Kind insgesamt für die Prüfungen in Deutsch und Mathe mindestens eine Note 3 und eine Note 4 erhält, bekommt es damit die Erlaubnis die gewünschte Schule zu besuchen. Auch bei zwei vieren dürfen die Eltern für den Übertritt entscheiden.

Zwei vieren in Deutsch und in Mathe, das bedeutet, dass das Kind die Hälfte aller Punkte erreicht haben muss, Das ist deutlich weniger als in den Proben der 4. Klasse erforderlich ist. Und auch wenn die Prüfungen natürlich zusätzlichen Stress für das Kind darstellen, bieten sie zugleich die Chance durch ein unvoreingenommenes Urteil von Lehrkräften, die das Kind noch gar nicht kennen. Es ist sozusagen eine zweite Meinung, die man sich holen kann.

Soll ich mein Kind den Probeunterricht machen lassen?

Der Probeunterricht ist definitiv besser als sein Ruf. Nahezu zwei Drittel der Kinder, die zum Probeunterricht am Gymnasium antreten, bestehen diesen auch. Dazu kommen noch die Kinder mit zwei Vieren bei denen dann der Elternwille zählt. Die Zahlen an der Realschule sind schlechter, weshalb es durchaus eine Überlegung sein kann, das Kind Gymnasium anzumelden und dort den Probeunterricht machen zu lassen. Ein Übertritt an die Realschule ist dann ebenso möglich, dafür muss man nur die Anmeldung am Gymnasium zurückziehen.

Dennoch solltest ihr euch gut überlegen, ob ihr das Kind dieser Prüfungssituation aussetzen wollt. Vor allem Kinder, die sowieso schon sehr stark unter Prüfungsstress leiden, werden auch in dieser Prüfung eher nicht gut abschneiden, sondern womöglich ein Scheitern als weitere Niederlage erleben. Überlege deshalb gemeinsam mit deinem Kind, ob es bereit für diese Herausforderung ist. Letztendlich sollte die Entscheidung im Sinne des Kindes getroffen werden. Der Übertritt zur fünften Klasse ist schließlich keinesfalls die einzige Möglichkeit.

Warum rät unsere Grundschullehrerin vom Probeunterricht ab?

Viele Grundschullehrerinnen raten vom Probeunterricht ab, manche verbreiten sogar falsche Informationen, z.B. die Bestehensquoten betreffend oder die Möglichkeit zur Vorbereitung. Die Gründe dafür liegen sicherlich zum Teil in eigener Unwissenheit, schließlich haben die Grundschule nichts mit dem Probeunterricht zu tun. Zum Teil liegt es aber auch an einer Abneigung gegenüber einer Überprüfung ihres Urteils. Diese Lehrerinnen wollen sich nicht gern widerlegen lassen, was ihre Einschätzung eines Kindes anbetrifft.

Vielfach haben die Grundschullehrerinnen auch nur eine sehr diffuse Vorstellung vom Probeunterricht und sehen ausschließlich den Stress und die Anstrengung, vor denen sie die Kinder bewahren wollen. Inwieweit dein Kind davor aber bewahrt werden muss, kannst du als Eltern sicherlich besser entscheiden. Sprich mit eurer Lehrerin, aber informiere dich auch an anderer Stelle. Hinterfrage die Aussagen der Lehrerin, dann kannst du sie besser einschätzen und ihre Bedeutung klarer bewerten.

Inhaltliche Vorbereitung und Übungsaufgaben

Es ist absolut möglich und sinnvoll, das Kind auf den Probeunterricht vorzubereiten – sowohl inhaltlich als auch emotional. Die Aufgaben sind jedes Jahr recht ähnlich, so dass es sehr hilfreich ist, wenn man schon eine paar davon bearbeitet hat. Zwar sollte es so sein, dass das Kind die Inhalte bereits aus der Schule kennt, drauf kann man sich allerdings nicht verlassen. Die Matheaufgaben der letzten Jahre sind vollständig online abrufbar für Gymnasien und Realschulen. Für das Fach Deutsch sieht es etwas anders aus. Hier gibt es eine Aufgabe fürs Gymnasium und nur Beispielaufgaben für die Realschule.

Sicher ist es nicht nötig alle Aufgaben durchzuarbeiten, dennoch kann es sehr viel Sicherheit geben, jeden Aufgabentypen kennenzulernen und ein paar Mal zu üben. Die Vorbereitung kann man als Eltern gut selbst mit dem Kind durchführen. Wer sich das nicht zutraut oder keine Zeit hat, kann natürlich auch eine/n Nachhilfelehrer:in hinzuziehen. Zudem gibt es an vielen Nachhilfeinstituten spezielle Vorbereitungskurse, unter anderem auch online, so dass man nicht einmal Fahrzeit in Kauf nehmen muss.

Emotionale Unterstützung und Umgang mit Prüfungsstress

Fast noch wichtiger als die inhaltliche Vorbereitung ist die emotionale Unterstützung. Der Umgang mit Prüfungsstress kann für Kinder eine große Herausforderung sein. Als Eltern ist es wichtig, deinem Kind emotionale Unterstützung zu bieten, um ihm Sicherheit und Selbstvertrauen zu geben. Beruhige es, zeige Verständnis für seine Ängste und Sorgen und ermutige es, sein Bestes zu geben, ohne Druck aufzubauen. Gemeinsam könnt ihr Strategien entwickeln, um mit Stress umzugehen, wie z.B. Entspannungsübungen oder sportliche Tätigkeiten.

Es ist wichtig, dass du geduldig bleibst und deinem Kind glaubwürdig versicherst, dass sein Wert nicht vom Ergebnis dieser Prüfung abhängt. Der Probeunterricht sollte keine übermäßige Belastung sein, sondern eine positive Chance für dein Kind. Durch deine Unterstützung kann es gestärkt und selbstbewusst in diese Prüfung gehen, dafür muss es jedoch angstfrei sein dürfen. Unter Umständen musst du als Eltern dir dafür selbst klar machen, dass der weitere Lebensweg deines Kindes nicht durch den Übertritt bestimmt wird! Es gibt viele Wege zum angestrebten Schulabschluss!

Wie geht es nach dem Probeunterricht weiter?

Wenn mindestens die Noten 3 und 4 erzielt werden, hat das Kind eine Übertrittsempfehlung die gleichwertig zur Empfehlung auf dem Übertrittszeugnis ist. Damit ist es nun fest angemeldet an der Schule, wo es den Probeunterricht gemacht hat. Wenn in beiden Fächern die Noten 4 erzielt wurden, gilt die Elternentscheidung. Das heißt, die Eltern haben die Möglichkeit das Kind ebenfalls an dieser Schule anzumelden.

Tatsächlich zeigt sich, dass Kinder die über den Probeunterricht ans Gymnasium oder die Realschule kommen, ähnlich erfolgreich sind wie die, die eine Lehrerempfehlung durch das Übertrittszeugnis hatten. Und auf alle Fälle haben diese Kinder gezeigt, dass sie dem Druck gewachsen waren und sich in einer wirklich anstrengenden Prüfung behaupten konnten. Etwas, das viele andere Kinder erst deutlich später lernen.

Was, wenn das Kind den Probeunterricht nicht besteht?

Wenn in einem Fach die Note 5 oder 6 ausgewiesen wird, wird das Kind nicht an der Wunschschule zugelassen. Jetzt ist es ganz wichtig, dem Kind glaubwürdig zu vermitteln, dass die Welt davon nicht untergeht, nur weil es den Sprung aufs Gymnasium oder auf die Realschule (fürs Erste) nicht geschafft hat. Lass ihn oder sie wissen, dass er / sie wertvoll ist, unabhängig von Noten und besuchter Schulart. Gibt deinem Kind Selbstvertrauen und Sicherheit, vor allem dann, wenn es selbst enttäuscht ist.

Ein Übertritt von der Mittelschule oder der Realschule geht auch noch nach der fünften Klasse und ist nicht schwieriger als nach der vierten. Vielmehr sind viele Kinder dann sogar eher reif dafür. Und auch noch später gibt es immer Möglichkeiten die Schule und die Schulart zu wechseln. Nur weil dein Kind jetzt nicht auf die Schule gehen kann, die ihr euch gewünscht habt, sagt das noch gar nichts über seinen weiteren Weg aus.

Fazit

Es gibt keinen Grund, anzunehmen, dass die Lehrerin besser weiß, welche Schule für dein Kind am besten ist. Auch zahlreiche Studien bestätigen, dass die Elternentscheidung, wie sie in andern Bundesländern üblich ist, keinesfalls schlechter ist.

Der Probeunterricht ermöglicht wenigsten etwas mehr Elternentscheidung als das Übertrittszeugnis. Also nutzt diese Chance, wenn sie sich richtig anfühlt!

Gleichzeitig solltest du den Übertritt nicht überbewerten. Es gibt genug weitere Möglichkeit auch später noch auf ein Gymnasium oder eine Realschule zu wechseln. Manchmal ist ein anderer Weg für das Kind auch tatsächlich einfacher.