Warum sollst du nun auch noch einen Lernplan erstellen, magst du dich fragen. Du hast doch wahrlich schon genug zu tun und so ein Lernplan macht doch auch wiederum einen Menge Arbeit. Das stimmt. Einen Lernplan zu erstellen kostet Zeit und bedeutet Arbeit. Beides machst du im Verlauf aber wieder wett und zudem schonst du deine Nerven, wenn du einen soliden Lernplan hast.
Wer braucht denn überhaupt einen Lernplan? Für wen lohnt es sich, einen zu erstellen?
Natürlich benötigst du nicht unbedingt einen Lernplan fürs laufenden Schuljahr oder Semester, wenn du mit deinen Lernaufgaben gut zurecht kommst. Wenn du aber immer wieder unter Druck gerätst, sobald zwei oder drei Prüfungen in kurzer Folge anstehen, oder spätestens, wenn du mit der Vorbereitung auf deine Abschlussprüfung beginnst oder beginnen solltest, dann ist es an der Zeit, einen Lernplan zu erstellen.
Auch für die bessere Übersicht über alle Lernaufgaben, wenn du vielleicht deine Noten insgesamt verbessern willst oder grundsätzlich an deiner Herangehensweise etwas verändern, dann ist ein Lernplan gut geeignet. Was du ansonsten noch ohne allzu große Aufwand tun kannst, liest du im Beitrag “10 Tipps wie du bessere Noten schreibst” nach.
Ziel-Schritt-Planung
Ganz zu Beginn deiner Planung solltest du Klarheit über deine Ziele gewinnen. Was möchtest du überhaupt erreichen? Eine bestimmte Note? Möglichst guten Noten in allen Fächern? Einfach nur durchkommen bei möglichst wenig Aufwand? Die Ziele sollten wirklich deine eigenen Ziele sein, nur dann können sie dich leiten. Denn ja, es ist OK, die Beste sein zu wollen. Es ist ebenfalls OK, einfach nur durchkommen zu wollen.
Abhängig von deinen Zielen überlegst du dir dann, welche Schritte zu tun sind, um diese zu erreichen. Worauf musst du einen Fokus legen? Was musst du vielleicht noch vorbereiten? Gibt es Dinge die du noch benötigst? Musst du noch etwas anderes vorher abschließen? Ganz wichtig, überlege dir auch, was du jetzt sofort tun kannst, um in die richtige Richtung los zu gehen; einen ersten kleinen Schritt.
Überblick verschaffen
Wenn du nun Klarheit gewonnen hast, wo du ganz grundsätzlich hin willst, dann gilt es, sich einen Überblick zu verschaffen über die Gegebenheiten. Was gibt es in den einzelnen Fächern überhaupt zu lernen? Sichte deine Materialien, alle Mitschriften, Arbeitsblätter und was du sonst so hast. Lege am besten eine Stoffsammlung an, damit du nicht in Kürze wieder anfängst mit dem Sichten. Fehlen dir Unterlagen? Dann mach dich an die Vervollständigung.
Ein zweiter wichtiger Aspekt, über den du dir Klarheit verschaffen musst, bevor du in die konkrete Planung gehst, ist die verfügbare Zeit. Wie lang noch bis zur Prüfung oder zu den Prüfungen? Was hast du neben dem Lernen für Verpflichtungen, z.B. Schule, Studium, Job oder Familie. Aber auch Urlaube oder andere besondere Ereignisse solltest du berücksichtigen, damit sie dich später nicht aus dem Konzept bringen.
Prioritäten setzen
Und? Geht es dir wie den meisten? So viel zu lernen, aber nur wenig Zeit, die dir wirklich dafür zur Verfügung steht? Dann heißt es, ganz klar Prioritäten setzen. Welche Lerninhalte müssen unbedingt auf den Plan? Das sind die großen, besonders wichtigen Themenkomplexe, insbesondere dann, wenn du sie noch nicht hervorragend beherrschst.
Um hier gute Entscheidungen treffen zu können, ist es wichtig, dass du deinen gesamten Lernstoff sinnvoll strukturiert hast und bereits eine Vorstellung über die Komplexität gewinnen konntest. Überspringe diesen Schritt auf keinen Fall, denn wenn du nicht weißt, auf welche Themen du dich fokussieren solltest, wird es sehr schwer einen Lernplan zu erstellen, den du einhalten kannst.
Aktivitäten festlegen
Nun kommst ein Schritt, den die meisten beim Erstellen ihres Lernplans vergessen: das Festlegen von Aktivitäten. Schließlich ist “lernen” doch ein recht vager Begriff, der noch nicht ausreichend erklärt, wie du dich einem Thema annähern möchtest. Ein paar Aufgaben zu lösen ist etwas völlig anderes als einige Seiten in einem Buch zu lesen. Beides hat eine Berechtigung, lässt sich jedoch kaum durch die andere Aktivität ersetzen.
Gehe nun deine Themen und Unterthemen, die du lernen willst, nochmals durch und dokumentiere welche Aktivitäten damit jeweils verbunden sind. Die Auswahl der Aktivitäten ergibt sich dabei sicherlich nicht zwingend aus den Themen selbst, sondern hängt auch sehr stark mit deinen Vorlieben zusammen, also z.B. wie wichtig es für dich ist, eigene Zusammenfassungen zu schreiben oder dich mit anderen zu besprechen.
Zeitbedarf abschätzen
Wenn du nun eine Liste mit Themen und passenden Aktivitäten erstellt hast, kommt eine Aufgaben die meist sehr ungeliebt ist, in der Lernplanung ebenso wie im Projektmanagement: die Abschätzung des Zeitbedarfs. Wie lang wirst du etwa für jedes Thema und jede Aktivität brauchen bzw. wie lang möchtest du dir Zeit nehmen? Dokumentiere zu allem die geschätzte Zeit, auch wenn du nicht den Eindruck hast, das jetzt schon zu wissen
Insbesondere wenn du zum Perfektionismus neigst, solltest du dir selbst ein klares Limit setzten, wie lang du dich mit einem (Unter)Thema auseinandersetzt, bevor du zum nächsten weitergehst. Zudem möchtest du nicht immer mehr unter Druck geraten, weil dir die Zeit ausgeht. Besser du beschäftigst dich deshalb vorher mit dem Thema Zeitbedarf. Und natürlich darfst du deine Schätzungen auch nochmals anpassen, wenn du merkst, dass manches so überhaupt nicht stimmt.
Zeitplanung
Jetzt kommt endlich, was meist als eigentlicher Lernplan verstanden wird. Jetzt ist es so weit, dass du all deine Lernaufgaben in feste Timeslots auf Monats-, Wochen- oder Tagespläne verteilst. Das sollten mit der soliden Vorarbeit, die wir geleitstet haben, doch sehr flott gehen und dich vor keine großen Herausforderungen stellen. Dokumentiere in diesem Plan auch alle anderen Verpflichtungen, damit du sie im Blick behältst.
Idealerweise planst du (fast) jeden Tag Lernzeiten ein, möglichst immer zur gleichen Zeit. Das macht es dir leichter eine gewisse Lernroutine zu entwickeln und ist weniger verwirrend. Auf welcher Art von Kalender oder Notizbuch du deinen Lernplan erstellst ist letztlich egal und sollte nur von deinen Vorlieben abhängen. Erfahrungsgemäß funktionieren jedoch für viele Lernenden übersichtliche Wochenpläne am besten.
Zwischenziele definieren
Umso größer, wichtiger und langfristiger dein Lernvorhaben ist, umso komplexer und aufwändiger wird auch dein Lernplan. Neben den einzelnen Wochenplänen solltest du eine Ziel-Schritt-Planung haben und eine gut strukturierte Dokumentation über alle Lerninhalte und die zur Verfügung stehende Zeit. Die grobe Richtung ist also klar, dennoch besteht die Gefahr, dass diese im Verlaufe der Zeit mehr und mehr verloren geht.
Um also nicht vom rechten Weg abzukommen, ist es wichtig, dass du immer wieder in regelmäßigen Abständen Zwischenziele einbaust. Diese sollten von Vornherein mit einem ganz konkreten Datum versehen sein und vor allem klar messbar sein. Wenn du sie dann abhaken kannst, gibt das nicht nur neue Motivation, sondern zeigt dir auch, dass du auf dem richtigen Weg bist.
Vorlieben berücksichtigen
Bei allen Standards, gut gemeinten Tipps und Vorlagen, die es fürs Lernplan erstellen gibt, solltest du immer im Kopf behalten, dass du für dich planst, nur für dich. Der Lernplan muss für niemanden anders funktionieren, nur für dich. Deshalb darfst du gern jederzeit alle Ideen und Vorschläge, die für dich nicht passen, verwerfen. Deine bisherigen Erfahrungen sind wertvoll, also lass sie in deine Planung einfließen.
Insbesondere darfst du deinen eigenen Tagesrhythmus und deine persönlichen Stärken berücksichtigen. Lernst du am besten früh morgens? Oder am späten Abend? Kannst du dich gut 90 Minuten am Stück konzentrieren? Oder brauchst du nach 25 Minuten hoch-fokussierter Arbeit eine kurze Pause? Wie auch immer es ist, achte schon beim Erstellen deines Lernplans darauf. Das macht es dir viel leichter, deinen Plan ohne große Anstrengung auch umzusetzen.
Puffer einplanen
Natürlich darf man mal auf ein paar Vergnügungen verzichten, während intensiver Prüfungszeiten. Und häufig lässt sich auch noch etwas mehr Lernzeit gewinnen, in dem man an anderen Stellen kürzer tritt. Allerdings solltest du nicht deine Schlaf streichen, um mehr Zeit für die Prüfungsvorbereitung zu haben, vor allem nicht über längere Zeit. Und du solltest auch nicht auf jeglichen Ausgleich, wie Sport oder Sozialkontakte verzichten.
Um zu vermeiden, dass es so kommt, benötigt ein guter Lernplan ausreichend Pufferzeiten. Denn auch, wenn du wirklich zuverlässig und gewissenhaft versuchst, deinen Plan abzuarbeiten, kann immer etwas dazwischenkommen. Das können ein paar Krankheitstage sein oder ein Thema, das du trotz solider Vorarbeit einfach unterschätzt hast. Pufferzeiten verhindern, dass du deshalb den Anschluss verlierst.
Lernplan anwenden
Solide Planung ist die Voraussetzung, bringt dir aber gar nichts, wenn du nicht ins Tun kommst. Du solltest dir deshalb die Umsetzung so leicht wie möglich machen. Ein Lernplan, der wirklich zu dir und deinen Zielen passt und dich motiviert, ist mindestens eine guter Anfang. Ein angenehmer Arbeitsplatz hilft ebenfalls sehr. Außerdem tust du dir einen ganz großen Gefallen, wenn du das Lernen zur Routine machst, also zu etwas, das so selbstverständlich wird wie Zähneputzen.
Häng dafür deinen Lernplan gut sichtbar ins Zimmer. Mach dir einen Termin in dein Handy, wann du anfangen möchtest. Oder lass dich von einen anderen Person erinnern und nutze so eine gewisses Maß an sozialer Kontrolle. Setz dich auch dann zum Lernen hin, wenn du nicht hochkonzentriert bist oder nur noch wenig Zeit zur Verfügung hast. Wichtig ist das Tun, auch wenn es nicht jeden Tag gleichermaßen gute Ergebnisse erzielt.
Reflexion und Anpassung
Wenn du eine Weile mit deinem Lernplan arbeitest, wirst du feststellen, was gut funktioniert und was weniger, in welchen Bereichen deine Planung funktioniert und in welchen nicht so sehr. Du wirst Erkenntnisse haben, die du für dich nutzen kannst. Und du wirst feststellen, dass du besser wirst, dass du immer mal wieder weitaus mehr leisten kannst, als du selbst erwartet hast. Lass all diese Erfahrungen nicht ungenutzt, dokumentiere sie und werte sie aus.
Auch wenn es dir nicht wichtig erscheint: reflektiere dein eigenes Lernen. Am besten jeden Tag, spätestens am Ende jeder Woche. Das muss nicht fürchterlich kompliziert oder langwierig sein. Mach dir nur ganz bewusst, was für dich funktioniert und wo du Verbesserungsbedarf hast. Dokumentiere alle Beobachtungen, kurz und knapp, in Stichworten, und dann passe deinen Lernplan entsprechend an.
Denk immer daran: Lernplan erstellen ist kein Selbstzweck. Du machst das alles für dich, für niemanden anders. Dein Lernplan soll für dich funktionieren und er soll dir nutzen.