Hintergrundinformationen zum Thema Übertritt und Schulwechsel
Der Übertritt und damit der Schulwechsel von der Grundschule an eine weiterführende Schule markiert für viele Kinder und Eltern einen wichtigen Lebensabschnitt und verläuft oft nicht ganz ohne Probleme. In Bayern, wie in den meisten anderen deutschen Bundesländern und Österreich, erfolgt der Übertritt nach dem Abschluss der vierten Klasse, also im Alter von etwa zehn Jahren.
Weiterführende Informationen zu den formalen Voraussetzungen und Abläufen gibt es im Beitrag “Alles was man zum Übertritt wissen muss“. Hier an dieser Stelle wollen wir auf mögliche Herausforderungen Probleme, die sich aus den Schulwechsel ergeben, eingehen. Durch den Übertritt ergeben sich eine Menge Veränderungen, die erst einmal ziemlich überwältigend sein können. Mit etwas Vorbereitung muss der Übertritt aber keinesfalls zu einem größeren Drama werden.
Bedeutung des Themas für Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern
Das Übertrittsverfahren ist sicherlich nicht ideal, aber wir werden uns damit arrangieren müssen. Deshalb sollten wir das Beste draus machen und den Übertritt und vor allem auch den folgenden Schulwechsel so stressfrei und angenehm wir möglich gestalten. Für das Kind und auch für uns Eltern.
Was wir auf alle Fälle sofort aufhören sollten: zu denken, dass die Entscheidung, welche Schulart die richtige für das Kind ist, sich auf die gesamte Bildungs- und Berufslaufbahn auswirken wird. Viele Wege führen nach Rom und mindestens ebenso viele zum Abitur. Ganz abgesehen davon, dass das Abitur keine Voraussetzung für ein glückliches Leben ist.
Die Auswahl der Schule, die das Kind ab der 5. Klasse besuchen wird, sollte ausschließlich danach erfolgen, welche Schule JETZT für das Kind passend ist. Später kann es immer noch wechseln und eine neue Entscheidung treffen. Trotz der starren Dreigliedrigkeit des bayerischen Schulsystems, gibt es tatsächlich vielfältige Möglichkeiten, in jede Richtung von einer Schulart in die andere zu wechseln – nicht nur in der fünften Klasse.
Die Herausforderungen für das Kind
Übertritt bedeutet, dass nahezu alle Kinder des staatlichen Schulsystems nach der 4. Klasse zwingendermaßen einen Schulwechsel mitmachen. Ein solcher Schulwechsel nach vier Jahren relativer Kontinuität, bedeutet eine große Veränderung und halt vielfältige Probleme bereit. Viele Kinder, ebenso wie Erwachsene, tun sich schwer mit Veränderungen. Schon allein deshalb sollte diese Phase gut begleitet und vorbereitet sein.
Soziale Veränderungen und Herausforderungen
Die offensichtlichste Veränderung auch Übertritt und Schulwechsel betrifft den Ort. In aller Regel befindet sich die neue Schule in einem anderen Gebäude und häufig auch in einer ganz anderen Ecke der Stadt oder gar in einen anderen Stadt. Das Gebäude ist neu und ungewohnt, ebenso der Weg dorthin. Schulwechsel bedeutet eine Trennung von der vertrauten Umgebung der Grundschule. Oft ist der Weg nun weiter und / oder mit einem anderen Verkehrsmittel zurückzulegen.
Mit der neuen Umgebung kommen auch neue Leute. Meist kennt das Kind seine neuen Lehrerinnen und Lehrer noch nicht. Auch kommen neue Mitschüler*innen hinzu und viele Kinder kommen erstmals mit älteren Jugendlichen in engeren Kontakt. In den ersten Wochen an der der neuen Schule geht es ganz vorrangig darum, neue Sozialkontakte knüpfen, alle Lehrer*innen kennen und einschätzen zu lernen und sich insgesamt zurechtzufinden.
Diese Phase ist für die meisten sehr spannend, sie kann aber auch mit Verunsicherung, Ängsten und unerwarteten Problemen einhergehen. Oft hilft es den Kindern, wenn sie mit einem Freund oder einer Freundin gemeinsam in eine Klasse wechseln. Deshalb empfehle ich, solche Wünsche schon bei der Anmeldung anzugeben. Aber auch ein älteres Geschwister- oder Nachbarskind kann durchaus Sicherheit geben, ohne dass es viel tun muss, außer da zu sein, vor allem morgens.
Emotionale Probleme nach dem Schulwechsel
Mit dem Schulwechsel muss sich das Kind also an seine neue Schulumgebung und an viele neue Menschen gewöhnen. Allein das kann emotional schon sehr anstrengend sein. Hinzu kommt eine neuer, meist vollerer Stundenplan und einige neue Unterrichtsfächer. Die Aufgaben werden schnell anspruchsvoller und die Schultage sind oft lang, was einige Kinder unter einen gehörigen Leistungs- und Zeitdruck setzt.
Was viele Kinder und Familien dann eher unerwartet trifft, sind die hohen Anforderungen an Eigenständigkeit und Selbstorganisation, die vor allem an Gymnasien an die Kinder gestellt werden. Am Anfang spielt das noch keine so große Rolle, erst nach Verlauf der ersten Wochen, wenn es dann intensiver in den Unterrichtsstoff geht, zeigen sich hier gewaltige Unterschiede zur Grundschule.
So gehören Vokabeln lernen und Nachbereitung der Unterrichtsinhalte zu den regelmäßigen Hausaufgaben, obwohl dies meist nicht so klar benannt wird. Ich habe schon von vielen Kinder gehört, die dachten, wenn sie erledigten, was in ihrem Hausaufgabenheft stand, sei alles Nötige getan. Die zusätzlichen Lernaufgaben waren ihnen nicht bewusst.
In den Leistungskontrollen, die für diese Kinder völlig unerwartet kommen, erhalten sie dann oftmals die ersten schlechten Noten. Dadurch entsteht dann schnell Stress, der sich bis zu einer echten Prüfungsangst steigern kann. Daher ist es wichtig, dass Kinder und Eltern diese Probleme frühzeitig erkennen und Strategien entwickeln, um damit umzugehen.
Die Herausforderungen für die Eltern
Nicht nur für das Kind bringen Übertritt und Schulwechsel eine Menge Herausforderungen und eventuelle sogar größerer Probleme. Auch der Rest der Familie sollte sich auf ein paar Veränderungen einstellen und damit rechnen, dass nun einiges anders werden wird.
Veränderungen im Alltag und in der Organisation
Insbesondere wenn die neue Schule weiter entfernt ist oder neue Transportmittel erforderlich sind, kann der Schulwechsel die Familienlogistik beeinträchtigen. Das Kind muss eher aus dem Haus, kommt vielleicht erst später nach Hause und womöglich benötigt es gerade am Anfang noch Begleitung auf dem Weg. Vielleicht müssen sich Eltern und auch Geschwisterkinder an neue Abhol- und Bringzeiten gewöhnen.
Essenszeiten verändern sich womöglich, mindestens ein Elternteil muss früher aufstehen als bislang und auch die Hausaufgaben des Übertrittskindes beanspruchen nun andere oder mehr Zeitfenster. Bisherige Routinen funktionieren vielleicht nicht mehr. Eltern müssen möglicherweise ihren eigenen Zeitplan anpassen und vielleicht wird die eine oder andere Freizeitaktivität schwierig unterzubringen.
Nicht nur das Übetrittskind muss sich also an die veränderten Routinen gewöhnen, auch Geschwisterkinder sind oftmals direkt oder indirekt betroffen. Es ist deshalb an euch als Eltern, diese Veränderungen nicht einfach auf euch zu kommen zu lassen, sondern aktiv damit umzugehen und die ganz Familie sanft darauf einzustimmen
Unterstützung und Förderung des Kindes bei der Orientierung und Eingewöhnung
Bei all den Veränderungen und Herausforderungen, die das Kind nach dem Übertritt erwarten, erzähle ich niemandem etwas Neues, wenn ich sage, dass die Kinder an dieser Stelle ihre Eltern brauchen. Auch wenn alles cool zu sein scheint, ist es wichtig, dass Eltern mögliche Probleme erkennen und kommunizieren. Eine offene Kommunikation und Unterstützung durch die Familie kann dabei helfen, eine reibungslose und erfolgreiche Übergangsphase zu gewährleisten.
Oft höre ich von Eltern, ihre Kinder würden nichts aus der Schule erzählen. Das hängt jedoch meist mit der Erwartungshaltung zusammen: wohl kein Kind wird zuhause haarklein erzählen, was es den ganzen Tag in der Schule erlebt, nur um die Neugierde der Eltern zu befriedigen. Wenn du deinem Kind aber ehrliches Interesse signalisiert, wird es zu einem geeigneten Zeitpunkt erzählen, wenn es etwas beschäftigt oder bedrückt. Und darauf kommt es an.
Was dann passieren kann, ist, dass Eltern selbst unter emotionalen Druck geraten, wenn sie sich Sorgen um den Erfolg ihres Kindes machen oder auch durch die Veränderungen, die der Schulwechsel in der Familie bringen kann. Hier heißt es rechtzeitig gegenzusteuern und mit jemanden zu reden oder sich auch Hilfe zu holen, z.B. von einem Beratungslehrer, Schulpsychologen oder auch von extern. Sehr oft lösen sich diese Probleme schnell wieder.
Fazit
Der Übertritt und vor allem der damit verbundenen Schulwechsel können die ganz Familie vor großer Herausforderungen und Problem stellen. Dabei ist es gleichzeitig eine Chance und Möglichkeit zur persönlichen Weiterentwicklung, wenn wir die Hürden erfolgreich überwunden haben.





