Immer noch fiebern viele Kinder dem Zeugnistag recht nervös entgegen. Und auch die Herausgabe von Leistungsnachweisen und Prüfungen sehen sie alles andere als gelassen. Viele Kinder wissen, dass sie für gute Noten belohnt werden. Und auch heutzutage gibt es Kinder, die Angst haben, mit einer schlechten Note nach Hause zu kommen, weil sie wissen, dass sie Ärger bekommen werden.
Vielleicht gibt es bei euch ja auch eine Extrakugel Eis für die zwei in Mathe? Oder mehr Bildschirmzeit, wenn keine fünf mehr im Zeugnis steht? Vielleicht hast du auch schon mal viel heftiger auf eine schlechte Note reagiert, als du das vorgehabt hattest? Oder du ertappst dich, wie du mit den gleichen Druckmitteln versucht, dein Kind zum Lernen zu bringen, die du bei deinen Eltern schon nicht leiden konntest?
Völlig klar, eigentlich willst du deinem Kind nur helfen. Du machst dir Sorgen um den weiteren Weg deines Kindes, vielleicht hast du sogar Angst, dass dein Kind den Anforderungen nicht genügen kann, dass es scheitert und womöglich gar unter der Brücke landet. Nur leider wird nichts davon besser, wenn du wütend wirst, Druck aufbaust und von deinem Kind erwartest, dass es bessere Noten nach Hause bringt.
Die Angst auf keiner Seite wird dadurch gemildert, und auch eure Beziehung leidet darunter. Die gute Nachricht ist jedoch, dass schlechte Noten das Familienleben nicht belasten müssen. Alles was du brauchst, ist ein sinnvoller Umgang, der für dich stimmig ist. Hierfür möchte ich dir ein paar Impulse mitgeben, die du nach eigenem Ermessen umsetzten kannst
Was ein Zeugnis wirklich bedeutet
Zeugnisse sollen in regelmäßigen Abständen den Leistungsstand der SchülerInnen dokumentieren und an die Eltern rückmelden. Dabei sollte das Zeugnis keine Überraschungen bereit halten, da es nur eine Zusammenfassung der im Vorfeld erbrachten Leistungen in den einzelnen Fächern darstellt.
Diese Dokumention kann dabei auf verschiedene Weisen erfolgen. Ein Zeugnis kann einen längeren Text beinhalten, beispielsweise einen Lernbericht, es kann rein aus Ziffernnoten bestehen oder es kann in Worte übersetzte Noten aufweisen. In diesem Fall steht “sehr gut ” für 1, “gut” für 2, “befriedigend” für 3, “ausreichend” für 4, “mangelhaft” für 5 und “ungenügend” für 6.
Unabhängig ob die Note als Ziffer oder Begriff dargestellt wird, wird die gesamte Beurteilung dadurch sehr stark reduziert. Bei allen Versuchen ein objektives System durch die Noten zu schaffen, ist dennoch gut belegt, das viele Faktoren, unter anderem soziale Herkunft, die Noten maßgeblich beeinflussen.
Exkurs: Alternativen zu Noten
Auch wenn sie uns so selbstverständlich und nahezu unumgänglich erscheinen, ist es keinesfalls so, dass Schulnoten alternativlos wären. Im Grundschulbereich oder zumindest in den ersten Jahren der Grundschule, gibt es sogar in vielen deutschen Schulen durchaus anderer Herangehensweisen.
So werden vielfach Selbsteinschätzungen und Halbjahresgespräche an Stelle der Zeugnisse gesetzt. Alternative Schulen kommen gänzlich ohne ein Bewertungssystem aus und im europäischen Ausland gibt es vielfach Noten erst in den höheren Jahrgangsstufen, in Norwegen z.B. ab der achte Klasse.
Das Konzept des “Sitzenbleibens” ist den meisten Ländern völlig unbekannt. Und auch die frühe Selektion der Kinder anhand ihrer Leistungen in der vierten Klasse ist nahezu einmalig in Deutschland und wurde von verschiedenen Stellen auch bereits heftig kritisiert.
Wie du gut auf schlechte Noten reagierst
Nun ist es aber nun mal so, dass es in Deutschland ein Notensystem gibt und wir alle in irgendeiner Weise damit umgehen müssen. Und früher oder später bringt nahezu jedes Kind auch mal schlechte Noten nach Hause. Erinnere dich dann unbedingt: Ein Note ist immer nur eine Note.
Jede Note ist immer nur eine Momentaufnahme und sagt nichts über die Leistungsfähigkeit oder gar die Intelligenz oder das Potenzial deines Kindes aus. Die Gründe für eine einzelne oder auch wiederholte schlechte Noten in einem Fach können vielfältig sein. Fälle nicht vorschnell ein Urteil, sondern frage dein Kind, wo es die Ursachen sieht und höre zu, unvoreingenommen und aufmerksam.
Nahezu jedes Kind ist deprimiert, wenn es schlechte Noten bekommt, auch wenn es das nicht unbedingt nach außen zeigt. Mache deinem Kind also unmissverständlich klar, dass deine Liebe und Zuneigung bedingungslos sind und keinesfalls abhängig von der schulischen Leistung. Wiederhole diese Aussage auch gern ein paar mal häufiger.
Wie du am besten auf gute Noten reagierst
Warum ist es auch wichtig, dass du dir Gedanken über deine Reaktion auf gute Noten machst? Wenn dein Kind eine gute Note bekommen hat, freut es sich ziemlich sicher und es gibt doch gar kein Problem, oder? Natürlich sollst du deinem Kind diese Freude lassen. Es ist auch völlig in Ordnung, wenn du dich ebenfalls freust.
Aber auch gute Noten solltest du nicht übermäßig wichtig nehmen. Ihre Aussagekraft ist nicht größer als die von schlechten Noten. Und wenn du deinem Kind glaubwürdig vermitteln möchtest, dass deine Zuneigung nicht von schulischen Leistungen abhängig ist, darf es auch bei guten Noten nicht den Eindruck bekommen, nun mehr geliebt zu werden.
Betrachte alle Noten als ein Feedbacksystem, das die Hinweise gibt, wann es hinsichtlich schulischer Arbeiten womöglich Handlungsbedarf gibt. Aber lasse Noten nie dein Bild von und deine Beziehung zu deinem Kind beeinflussen. Dein Kind ist viel mehr als seine Noten und das weißt du.
Ursachen für schlechte Noten
Noten können maximal eine Aussage über eine sehr konkrete Leistung zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt aussagen. Jeder Leistungsnachweis testet schließlich auf ganz bestimmte Weise einen kleinen Wissensbereich zu einem definierten Zeitpunkt. Noten sind also keinesfalls ein objektives Abbild der gesamten Leistung eines Schüler oder einer Schülerin in einem Fach.
Noch weitaus weniger können Noten über die weitere Entwicklung oder das Potenzial eines Kindes aussagen. Speziell bei jüngeren Kindern ist es zudem völlig absurd, anzunehmen, dass jedes Kind zur gleichen Zeit bereit ist für die gleichen Lerninhalte. Und auch ältere Kinder haben durchaus Themen, zu denen sie zu einem bestimmten Zeitpunkt keine Zugang finden.
Außerdem gehen viele andere Aspekte ebenfalls in die Note mit ein, wie Sozialverhalten, Herkunft und auch ganz banal persönliche Sympathie. Und selbst schriftliche Leistungnachweise sind nicht zwingend objektiv und vergleichbar. Verschiedene wissenschaftliche Untersuchungen legen den Verdacht nahe, dass es so etwas wie eine tatsächlich objektive Notenvergaben überhaupt nicht gibt.
Schlechte Noten trotz Lernen
Gleichzeitig zeigt sich bei den Kindern mit schlechten Noten häufig, dass sie den Stoff eines Faches wirklich nicht gut abrufen oder wiedergeben können und womöglich durchaus Verständnisschwierigkeiten haben. Oft haben sie das Gefühl, eine ganze Menge gelernt und dennoch nun eine schlechte Noten bekommen zu haben.
Schlecht Noten zu bekommen, obwohl man gelernt und sich angestrengt hat, ist natürlich besondern frustrierend. Schnell bekommen ie Kinder dann das Eindruck, zu dumm zu sein oder nie einen Zugang zu einem bestimmten Fach zu bekommen. Wenn die Eltern diese Haltung noch bestärken, wir sie leicht zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung.
Klassische Nachhilfe hilft dabei nicht weiter. Dennoch sind es oft nur Kleinigkeiten, die zu Verständnis fehlen. Vielfach sind es minimale Veränderung an den Lernstrategien, die zu einem völlig anderen Ergebnis führen. Das Kind braucht einen etwas anderen Zugang zu den Inhalten, dann kann es die Aufgaben bewältigen.
Maßnahmen für bessere Noten
Noten können großen Einfluss auf den schulischen Erfolg eines Kindes haben. “Nicht überbewerten” bedeutet also nicht, dass man keine Maßnahmen ergreife sollte, die Noten auch wieder zu verbessern. Hier gilt in ganz besonderem Maße: Höre, was dein Kind sagt. Sei offen für das, was dein Kind braucht.
Ein schlechter Tag kann immer mal vorkommen und bedarf keiner weiteren Aktionen. Vielleicht kommt dein Kind mit der Lehrerin nicht klar oder es hat wirklich fachliche Lücken aufgebaut, vielleicht durch längere Abwesenheit, durch Verständnisprobleme oder durch eine Lernblockade.
Abhängig von den Ursachen, die ihr gemeinsam identifiziert, können die erforderliche Maßnahmen völlig verschieden sein. Einfach nur mehr lernen und längere Zeit am Schreibtisch verbringen, ist selten die Antwort. So vielschichtig wie die Ursachen von schlechten Noten sein können, so vielschichtig müssen folglich auch die Gegenmaßnahmen sein.
So kannst du dein Kind sinnvoll unterstützen
Jegliche hilfreiche Unterstützung erfolgt nicht unter Zwang, sondern erfolgt im Auftrag deines Kindes und im Einklang mit seinen Bedürfnissen. Du kannst deinem Kind keine besseren Noten befehlen. du kannst ihm nur helfen, seine Potenziale besser zu nutzen. Dafür ist erforderlich, dass dein Kind die Richtung vorgibt, nicht du.
Wenn du Hilfestellung brauchst, wie du diese Unterstützung sinnvoll und hilfreich gestalten kannst, dann hol dir unserer kostenlosen Informationen aus der Eltern-Schatzkiste. Melde dich hier gleich zu unseren Elternbriefen an, dann bekommst du sofort einige Tipps und nützliche Tricks von uns
Braucht dein Kind Unterstützung beim Verstehen der Inhalte? Dann lass es dir erklären worum es geht. Du musst dabei gar nicht mehr wissen als dein Kind, den beim Erklären lernt es am besten. Oder geht es mehr um Unterstützung beim Selbstmanagement oder beim Planen der Lernzeiten? Dann hilf ihm, hier Klarheit zu bekommen und dran zu bleiben.
Du sollst deinem Kind dabei gar nicht die gesamte Arbeit oder gar die Verantwortung abnehmen. Diese darfst du getrost beim Kind lassen. Sieh dich am besten als Berater, Coach oder Sparringspartner deines Kindes. Du unterstützt dein Kind beim Erreichen seiner Ziele.
Das kannst du selbst tun für bessere Noten
Völlig klar, dass du nicht einfach die nächste Prüfung für dein Kind schreiben kannst. Auch kannst du ihm kein Wissen einfüllen, das muss es sich selbst erarbeiten. Dennoch kannst du ganz direkt einiges tun, um deinem Kind zu bessern Noten zu verhelfen. Und zwar kannst du auf der Beziehungsebene eine ganze Menge erreichen.
So kannst du zum einen ganz aktiv an der Beziehung zu deinem Kind arbeiten. Als Mutter oder Vater hast du großen Einfluss auf den Selbstwert und das Selbstvertrauen deines Kindes. Zeige deinem Kind, dass du volles Vertrauen hast und deine Liebe bedingungslos ist. So gibst du ihm die Sicherheit und das Vertrauen, etwas leisten zu können und auch ein Scheitern zu verkraften.
Aber auch in die Beziehung zur Lehrerin kannst du investieren. Wenn du ins Gespräch gehst, erweiterst du nicht nur deinen Blickwinkel auf die Situation, sondern zeigst auch nach außen Interessen an den Geschehnissen und an den schulischen Erfolgen deines Kindes. Außerdem kannst du ganz gezielt die Perspektive der Lehrerin beeinflussen. Das allein, kann schon positive Auswirkungen zeigen.
Fazit
Noten sind immer nur eine Momentaufnahme und zeigen nie ein vollständiges Bild von deinem Kind, seiner Leistungsfähigkeit oder seinem Potenzial. Du solltest sie also nicht überbewerten oder gar deine Beziehung zum Kind beeinträchtigen lassen. Dennoch hast du vielfältige Möglichkeiten, wie du dein Kind unterstützen kannst, seine Noten zu verbessern.